Interview mit Peter Hablützel - SP-resso

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«Niemand darf mir reinreden, ich bezahle ja selber»
04.07.2019 08:15
Herr Hablützel, Irene Gruhler-Heinzer ist enttäuscht, dass das Baugesuch trotz Petition rechtkräftig wurde. Was sagen Sie?
Da habe ich nur Fragen.
Wie bitte?
Wir haben eine Rechtsgrundlage in der Schweiz, anhand dieser Vorgaben sind wir mit dem Projekt zu zweihundert Prozent in der Norm.
Können Sie nachvollziehen, dass die Quartierbewohner mit dem Projekt nicht einverstanden sind?
Grundsätzlich nicht, nein. Jeder Anwohner hat zwar das Recht, eine begründete Einsprache zu machen. Wenn er aber ausserhalb der rechtlichen Zonen ist, finde ich das fragwürdig. Ausserdem hatte ich, als das alles abgeschlossen war, eine Besprechung, mit dem Mann von Frau Gruhler, Herr Heinzer, und einer weitere Petitionärin. Ich habe ihnen das Projekt unterbreitet mitsamt den Plänen und so weiter. Ich konnte belegen, dass die Befürchtungen, die sie geäussert haben, unbegründet sind. Die Bevölkerung muss halt mal zurückbuchstabieren. Denn wenn jemand sagt, dass Stein am Rhein keinen Freizeitpark braucht, dann sagt er gleichzeitig, dass die Schweizer in die Pärke im Ausland gehen sollen. Auf der anderen Seite ruft das Gewerbe aber «Hilfe, wieso gehen alle über die Grenze?»
Was war Ihr erster Gedanke, als Sie von der Petition erfahren haben?
Ich bin davon ausgegangen, dass wir Einsprachen haben werden. Es soll ja auch so sein, jeder soll das Recht dazu haben. Fragwürdig war einfach für mich, dass vonseiten einer Partei Unterschriften gesammelt worden sind. Das ist keine politische Angelegenheit. Eine Einsprache sollte ein Betroffener machen. Und zwar ein Anstösser. Wir sind aber in der Industrie und nicht im Zentrum oder in der Wohnzone. Wenn jemand dreihundert Meter weit weg wohnt, find ich das fragwürdig.
Frau Gruhler sagte mir, dass sie als Quartierbewohnerin Unterschriften gesammelt hat, nicht als SP-Präsidentin.
Aber die meisten Leute, die unterschrieben haben, sind aus der SP-Ecke. Da kann man Eins und Eins zusammenzählen. Denn ein Unternehmer, ob jetzt ein freisinniger oder ein SVPler, unterschreibt sicher nicht, sondern ist interessiert daran, dass Leben nach Stein am Rhein kommt.
Wie hat man bei der Planung auf die Quartierbewohner Rücksicht genommen?
Ich muss es Ihnen so sagen: Die Planung ist nach den gesetzlichen Vorgaben abgelaufen. Wir erfüllen sämtliche Vorgaben.
Wieso braucht es diesen Park? Ist Stein am Rhein für Touristen nicht mehr attraktiv genug?
Da muss man differenzieren. Wir bauen keinen Freizeitpark im Sinn einer Touristischen Ergänzung. Wir bauen einen, wie das Wort sagt, Familienfreizeitpark. Die Leute aus der Umgebung und das nicht wenige, die gehen ins nahe Ausland, ins Legoland oder den Europapark. Man muss sich fragen, wieso das so ist. Wir wollen keine Asiaten anlocken, die fünf Minuten durch das Städtli jagen und danach wieder gehen. Wir wollen, dass die Schweizer wieder vermehrt kommen. Deshalb steht auch das Gewerbe hinter uns. Nicht neun von zehn, sondern 100 Prozent der Gewerbler stehen hinter uns. Von mir aus gesehen ist das Projekt auf der ganzen Linie «Win-Win».
Wie wollen Sie sich von der Konkurrenz wie dem Connyland unterscheiden?
Wir wollen uns nicht unterscheiden, wir unterscheiden uns. Und zwar aus dem einfachen Grund, weil wir nicht nur ein Indoor- und Outdoorpark sind sondern auch die modernsten Anlagen haben, die zurzeit auf dem Markt sind. Zum Zweiten haben wir ein Rundumangebot. Die Kinder kommen nicht nur auf einen "Kirmesplatz" sondern haben eine thematisierte Welt. Wir rekonstruieren Locarno mit etwas Maggia. Wir haben Innen wie Aussen Wasser. Die Kinder haben zudem die Möglichkeit, sich auf der Bühne mit einer Animatorin für Karaoke und Dance zu Beschäftigen.Sie sitzen nicht nur auf einem Karussell, sondern können sich selber betätigen. Sei das jetzt im Funhouse oder auf der Bühne. Ich kann mir auch vorstellen, dass wir in die Richtung Events gehen. Das ist nämlich ein weitere Bedarf, den wir im Kanton haben, es gibt sehr wenige Lokalitäten, die dasselbe Volumen haben wie wir. Deshalb haben wir auch ein grosses Gastroangebot.
Wieso verzichten Sie auf eine Solaranlage?
Schlichtweg: Kosten und Nutzen sind überhaupt kein Thema.
Wie muss man das verstehen?
Wenn wir eine Solaranlage aufs Dach bauen wollen, müssen wir eineinhalb Meter tiefer in den Boden bohren. Wer bezahlt das? Wer zahlt das denn? Der Konsument? Sagen Sie einer Familie, sie muss anstatt vierzig Franken das doppelte an Eintritt zahlen. Da haben Sie keine Kunden mehr. Wir mussten zwischen Investition und Rentabilität abwägen. Bei Letzteren können wir nicht an der Schraube drehen. Und jetzt kommen Leute, die zum Einen keine Ahnung haben, wo die Kosten liegen und sagen "bei so einem Projekt kommt das doch nicht darauf an." Da sage ich: "Ja klar, hier eine halbe Million mehr, dort eine halbe Million mehr, kommt ja nicht darauf an." Soll ich denn eine Bank überfallen, damit wir uns solchen Luxus wie eine andere Statik leisten können, die es für eine Solaranlage auf dem Dach braucht?
Also wäre eine Solaranlage Luxus für Sie?
Kein Luxus. Wir können es uns schlichtweg nicht leisten. Wenn ich den Antrag für einen Zustupf des Bundes bekomme, wäre der vielleicht in drei Jahren bezahlt worden. Aber wir leben heute und nicht in drei Jahren, also muss ich es heute finanzieren. Das habe ich versucht, den Petitionären zu erklären. Aber da muss ich schon sagen, wenn Leute kommen und das Gefühl haben, sie können Wünsche anbringen, dass ihnen das nicht zusteht. Wenn ich schon so eine Anlage wie das Ticiland baue und so viel investiere, steht es niemandem zu, mir zu sagen, was ich zu tun habe. Schliesslich steuert ja niemand etwas bei. Von der Stadt Stein am Rhein bekomme ich auch keinen Franken. Also.
Sie sagen also, dass Ihnen niemand reinreden darf?
Sicher darf mir niemand reinreden. Ich bezahle es ja selber (haut auf den Tisch). Ausserdem sind Kinderlachen und Kindergespräche kein Lärm. Da gibt es mehrere Gerichtsentscheide drüber.
Sie wirken, als würden Sie sich aufregen.
Ich rege mich nicht auf. Ich stelle es infrage, dass sich Leute über Richtlinien und Vorgaben, die in einem Kollektiv gelten, hinwegsetzen. Ich passe mich schliesslich auch an. Ich bin ein Unternehmer der vor Ort ist und bezahle meine Steuern in Stein am Rhein. Unsere beiden Gesellschaften die sind domiziliert in Stein am Rhein. Wir werden das Gewerbe aus der Region miteinbeziehen. Die Bevölkerung sollte Toleranz walten lassen. Und nicht immer schauen, was die anderen machen. Das regt mich halt auf.
Sie haben den Eintritt erwähnt. Wieviel wird er kosten?
Der Preis bezieht sich auf die Nutzung der Anlage. Sagen wir ein Kind von siebzig oder achtzig Zentimetern kann gewisse Anlage nicht benutzen. Deshalb passen wir den Preis der Körpergrösse an. Es wird Tickets mit Strichcodes geben. Eine Win-Win-Situation. Denn, was schenken Sie heute ihrem Patenkind auf den Geburtstag? Kinder haben ja mittlerweile schon in der Schule ein Natel und so. Was wollen Sie denen denn schenken? Also ist das naheliegendste: Eine Ticilandkarte. Dann können die Kinder das ganze Jahr zu uns kommen. Oder was machen Sie mit denen, wenn es schlechtes Wetter ist? Gehen Sie ins Connyland, wenn es regnet?
Wie teuer wird eine Jahreskarte sein?
Hundert Franken. Vielleicht 99, vielleicht 101, aber nicht mehr. Wir profitieren vom Konsum in der Gastronomie und so weiter. So kann eine Mutter bequem einkaufen gehen und ihr Kind bei uns lassen. Die Mutter weiss, das Kind ist versorgt und kann es später wieder abholen. Darum war es uns wichtig, dass wir einen realisitischen Preis haben. Und die älteren Semester aus Stein am Rhein wissen vermutlich gar nicht mehr, was es heisst, wenn man Kleinkinder hat. Die blenden das komplett aus und sehen das Umfeld nur noch aus ihrer Sicht. Denen habe ich gesagt: "Wenn Sie nur noch die grüne Landschaft sehen und Ruhe haben wollen, müssen Sie halt in die Alpen ziehen. Dort haben Sie Ruhe."
Sie haben gewissen Leuten nahegelegt, aus Stein am Rhein wegzuziehen?
Nein, nicht wegziehen. Das steht mir nicht an. Aber, wenn ich zum Beispiel meine Ruhe habe will, ging ich früher Tauchen. Ich war Sporttaucher und das war ein Ausgleich zum hektischen Berufsleben. Andere Leute gehen in die Berge spazieren. Sollen die doch spazieren gehen. Dann haben sie auch ihre Ruhe und keine Kinder. Aber nicht meinen, die Kinder müssen verschwinden.
Zurück zum Thema Finanzen. Wieviel investieren Sie?
Das Gesamtvolumen liegt bei 15 Millionen. 50 Prozent Kapital für die eine Gesellschaft, die Hablülützel Mack-Even AG, 50 Prozent ist mit einer Hypothek von der Bank finanziert. Bei den Anlagen bringen wir auch annähernd 50 Prozent Eigenkapital. Und den Rest finanzieren. So sieht die Situation aus. Und wenn sich gewisse Postitionen verteuern und gewisse wieder günstiger werden, so wie sich das bis jetzt gezeigt hat, hoffe ich natürlich, dass sich das einpendelt. Ansonsten müssen wir mehr Eigenkapital bringen.
In den Schaffhauser Nachrichten sagten Sie, der Spatenstich soll im August stattfinden. Ist das noch aktuell?
Jawohl. Morgen Freitag kauf die Hablützel und Mack-Even AG das Grundstück. Die Gesellschaft ist die Immobilieninhaberin, sie baut die ganze Infrastruktur. Und die Betreibergesellschaft Dixiland AG kauft die Infrastruktur und die Anlagen innen und aussen. Man kann sagen, sobald wir uns mit den Unternehmern einig sind, geht es los. Spatenstich ist anfangs August.
Was fühlen Sie, wenn Sie an die Eröffnung im September 2020 denken?
Nichts.
Sie fühlen nichts?
Ich bin Realist und habe schon viele Prototypen gebaut. Es wird eine Herausforderung, klar. Aber die grösste Herausforderung wird, dass wir die Anlagen und Maschinen zu einem guten Preis zur richtigen Zeit geliefert bekommen. Das beschäftigt mich. Aber das ist noch weit weg. Ich bin jetzt und heute.
Was fasziniert Sie am Meisten an dem Projekt? Wieso haben Sie sich entschieden, zu investieren?
Ich habe vor sieben Jahren mein Gewerbe aufgegeben. Ich war vierzig Jahren unterwegs und damals, als ich ausgestiegen bin, habe ich gesagt, dass ich in diese Branche nicht mehr investiere. Die Entwicklung hat gezeigt, dass man vom Finanziellen her nicht mehr mithalten kann mit den Pärken. Dann habe ich fünf Jahre Beratung gemacht mit meiner Consulting AG. Langsam habe ich mich zurückgezogen, mein zweiter Wohnsitz ist auf Mallorca. Irgendwann habe ich mich aber gefragt: "Wars das jetzt?". Im Hinterkopf hatte ich immer eine solche Idee. Nach meiner fünfjährigen Pause habe ich mich entschieden, diese aufzugreifen. Ich habe angefangen, Standorte zu suchen. So ist das entstanden.
Was fasziniert Sie an Achterbahnen?
Ganz einfach: Ich bin auf Achterbahnen aufgewachsen. Mein Vater hat die erste Stahlachterbahn in Europa bauen lassen.
Fahren Sie auch ab und zu Achterbahn?
Nein. Ich sage Ihnen: Ich bleibe im weitesten Sinne allen Massenansammlungen fern. Wenn ich mich für etwas interessiere, fahre ich, aber ich bin ein Durchschnittsbesucher und kein abgebrühter Achterbahnfahrer oder Freak.
Interview: Janine Sennhauser, Frauenfelder-Nachrichten
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