Stein am Rhein oder „Chlorothal o Nil“? - SP-resso

Direkt zum Seiteninhalt
Stein am Rhein oder „Chlorothal o Nil“?
Für «fun & action» ist gesorgt in unserem Städtchen, genauer gesagt, in jenem Teil des Städtchens, wo das Städtchen gar nicht stattfindet, umso mehr aber das Shopping. Wir werden hier demnächst nicht nur mit einem Funpark oder Funkidspark beglückt, wir dürfen uns auch über den schon existierenden, aber erst kürzlich bekanntgewordenen Fungizidpark freuen. Dieser Fungizidpark befindet sich zwar in Etzwilen, aber das Etzwiler Fungizidwasser liefert gewissen Steiner Ortsteilen (welchen wohl?) eine Gratis-Dosis Mykose-Präventions-Medikamente im Sinne einer flächendeckenden oralen Verabreichung. Mit den Pilzli macht das angereicherte Hahnenwasser in diesem Quartieren jedenfalls kurzen Prozess, was dazu führt, dass das Leitungswasser definitiv zum Hochleistungswasser wird. Wer in den erwähnten Testgebieten wohnt, wird künftig von Fusspilz und dergleichen verschont bleiben, jedenfalls solange, bis die Pilzli gegen den ominösen Wirkstoff Chlorothanatonil (oder wie sich dieses Turboglyphosat auch immer nennt) resistent geworden sind. Wie bei jeder flächendeckenden gesundheitspolitischen Präventionsmassnahme sind natürlich längerfristige Nebenwirkungen, d.h. sog. «Chlorateralschäden», nicht auszuschliessen, wenn z.B. das Ätzwiler Fun-Wasser nebst den Pilzli auch noch andere Objekte im Körper hinwegätzt. Wer solche äusserst seltenen bedauerlichen Nebenfolgen absolut vermeiden will, der muss seinen Durst dann halt mit Walser-Bier, Hennieken, Evian de Vichy, Vittel de Nestlé, San Billigrino oder Knutwiler (nicht Etzwiler!) stillen. All’ diese tollen Kriseliwasser sind im Steiner Coop gleich gegenüber dem Funpark erhältlich. Für die Fusspilzprävention müssen sich diese übervorsichtigen „Steinwohner“ dann halt darauf beschränken, im Hochleistungswasser nur ihre Füsse zu «bädelen». Auf diese Weise tragen sie erst noch zur globalen Gütterliwirtschaftsförderung bei.
Ganz innovativ wäre nun aber die Idee, den verheissungsvollen Fun-Ticipark statt in Stein am Rhein direkt in Etzwilen zu bauen und mit dem Fungizidpark zusammenzulegen. Synergien bringen die Wirtschaft bekanntlich immer voran, insbesondere, wenn es sich sogar um «Funergien» handelt. Diese spannungsvolle Fun-Fun-Situation hat denn auch das Potential zu einer wahren kommerziellen Fungrube. Um allfällige Berührungsängste gegenüber den Fungiziden abzubauen, könnte man im übrigen einen kuscheligen Streichelzoo mit herzigen „Fun-Gitzis“ und „Ele-Funtlis“ eröffnen, ebenso einen Biergarten, in welchem «Anti-Pilzner» zu einer duftenden «Pizza al funghicido» serviert werden. Für die Steiner Bevölkerung wäre der Etzwiler Fun-Fun-Park auf längere Sicht allerdings auch mit einem erheblichen Fun-Dämpfer verbunden. In der allgemeinen Fun-Fun-Euphorie würde es nämlich nicht lange dauern, bis die Etzwiler sich des grössten Steiner Fun-Events bemächtigt hätten, und alle sieben Jahre würde dann im Fun-Fun-Park  das „No-Etzwili“ aufgeführt.

Christof Brassel, 3.8.2019
Zurück zum Seiteninhalt