«Niemand darf
mir reinreden, ich bezahle ja selber»
04.07.2019
08:15
Herr Hablützel,
Irene Gruhler-Heinzer ist enttäuscht, dass das Baugesuch trotz Petition
rechtkräftig wurde. Was sagen Sie?
Da habe ich nur Fragen.
Wie bitte?
Wir haben eine Rechtsgrundlage in der
Schweiz, anhand dieser Vorgaben sind wir mit dem Projekt zu zweihundert Prozent
in der Norm.
Können Sie
nachvollziehen, dass die Quartierbewohner mit dem Projekt nicht einverstanden
sind?
Grundsätzlich nicht, nein. Jeder
Anwohner hat zwar das Recht, eine begründete Einsprache zu machen. Wenn er aber
ausserhalb der rechtlichen Zonen ist, finde ich das fragwürdig. Ausserdem hatte
ich, als das alles abgeschlossen war, eine Besprechung, mit dem Mann von Frau
Gruhler, Herr Heinzer, und einer weitere Petitionärin. Ich habe ihnen das
Projekt unterbreitet mitsamt den Plänen und so weiter. Ich konnte belegen, dass
die Befürchtungen, die sie geäussert haben, unbegründet sind. Die Bevölkerung
muss halt mal zurückbuchstabieren. Denn wenn jemand sagt, dass Stein am Rhein
keinen Freizeitpark braucht, dann sagt er gleichzeitig, dass die Schweizer in
die Pärke im Ausland gehen sollen. Auf der anderen Seite ruft das Gewerbe aber
«Hilfe, wieso gehen alle über die Grenze?»
Was war Ihr erster
Gedanke, als Sie von der Petition erfahren haben?
Ich bin davon ausgegangen, dass wir
Einsprachen haben werden. Es soll ja auch so sein, jeder soll das Recht dazu
haben. Fragwürdig war einfach für mich, dass vonseiten einer Partei
Unterschriften gesammelt worden sind. Das ist keine politische Angelegenheit.
Eine Einsprache sollte ein Betroffener machen. Und zwar ein Anstösser. Wir sind
aber in der Industrie und nicht im Zentrum oder in der Wohnzone. Wenn jemand
dreihundert Meter weit weg wohnt, find ich das fragwürdig.
Frau Gruhler sagte
mir, dass sie als Quartierbewohnerin Unterschriften gesammelt hat, nicht als
SP-Präsidentin.
Aber die meisten Leute, die
unterschrieben haben, sind aus der SP-Ecke. Da kann man Eins und Eins
zusammenzählen. Denn ein Unternehmer, ob jetzt ein freisinniger oder ein
SVPler, unterschreibt sicher nicht, sondern ist interessiert daran, dass Leben
nach Stein am Rhein kommt.
Wie hat man bei der
Planung auf die Quartierbewohner Rücksicht genommen?
Ich muss es Ihnen so sagen: Die
Planung ist nach den gesetzlichen Vorgaben abgelaufen. Wir erfüllen sämtliche
Vorgaben.
Wieso braucht es
diesen Park? Ist Stein am Rhein für Touristen nicht mehr attraktiv genug?
Da muss man differenzieren. Wir bauen
keinen Freizeitpark im Sinn einer Touristischen Ergänzung. Wir bauen einen, wie
das Wort sagt, Familienfreizeitpark. Die Leute aus der Umgebung und das nicht
wenige, die gehen ins nahe Ausland, ins Legoland oder den Europapark. Man muss
sich fragen, wieso das so ist. Wir wollen keine Asiaten anlocken, die fünf
Minuten durch das Städtli jagen und danach wieder gehen. Wir wollen, dass die
Schweizer wieder vermehrt kommen. Deshalb steht auch das Gewerbe hinter uns.
Nicht neun von zehn, sondern 100 Prozent der Gewerbler stehen hinter uns. Von
mir aus gesehen ist das Projekt auf der ganzen Linie «Win-Win».
Wie wollen Sie sich
von der Konkurrenz wie dem Connyland unterscheiden?
Wir wollen uns nicht unterscheiden,
wir unterscheiden uns. Und zwar aus dem einfachen Grund, weil wir nicht nur ein
Indoor- und Outdoorpark sind sondern auch die modernsten Anlagen haben, die
zurzeit auf dem Markt sind. Zum Zweiten haben wir ein Rundumangebot. Die Kinder
kommen nicht nur auf einen "Kirmesplatz" sondern haben eine
thematisierte Welt. Wir rekonstruieren Locarno mit etwas Maggia. Wir haben
Innen wie Aussen Wasser. Die Kinder haben zudem die Möglichkeit, sich auf der
Bühne mit einer Animatorin für Karaoke und Dance zu Beschäftigen.Sie sitzen
nicht nur auf einem Karussell, sondern können sich selber betätigen. Sei das
jetzt im Funhouse oder auf der Bühne. Ich kann mir auch vorstellen, dass wir in
die Richtung Events gehen. Das ist nämlich ein weitere Bedarf, den wir im
Kanton haben, es gibt sehr wenige Lokalitäten, die dasselbe Volumen haben wie
wir. Deshalb haben wir auch ein grosses Gastroangebot.
Wieso verzichten
Sie auf eine Solaranlage?
Schlichtweg: Kosten und Nutzen sind
überhaupt kein Thema.
Wie muss man das
verstehen?
Wenn wir eine Solaranlage aufs Dach
bauen wollen, müssen wir eineinhalb Meter tiefer in den Boden bohren. Wer
bezahlt das? Wer zahlt das denn? Der Konsument? Sagen Sie einer Familie, sie
muss anstatt vierzig Franken das doppelte an Eintritt zahlen. Da haben Sie
keine Kunden mehr. Wir mussten zwischen Investition und Rentabilität abwägen.
Bei Letzteren können wir nicht an der Schraube drehen. Und jetzt kommen Leute,
die zum Einen keine Ahnung haben, wo die Kosten liegen und sagen "bei so
einem Projekt kommt das doch nicht darauf an." Da sage ich: "Ja klar,
hier eine halbe Million mehr, dort eine halbe Million mehr, kommt ja nicht
darauf an." Soll ich denn eine Bank überfallen, damit wir uns solchen
Luxus wie eine andere Statik leisten können, die es für eine Solaranlage auf
dem Dach braucht?
Also wäre eine
Solaranlage Luxus für Sie?
Kein Luxus. Wir können es uns
schlichtweg nicht leisten. Wenn ich den Antrag für einen Zustupf des Bundes
bekomme, wäre der vielleicht in drei Jahren bezahlt worden. Aber wir leben
heute und nicht in drei Jahren, also muss ich es heute finanzieren. Das habe
ich versucht, den Petitionären zu erklären. Aber da muss ich schon sagen, wenn
Leute kommen und das Gefühl haben, sie können Wünsche anbringen, dass ihnen das
nicht zusteht. Wenn ich schon so eine Anlage wie das Ticiland baue und so viel
investiere, steht es niemandem zu, mir zu sagen, was ich zu tun habe.
Schliesslich steuert ja niemand etwas bei. Von der Stadt Stein am Rhein bekomme
ich auch keinen Franken. Also.
Sie sagen also,
dass Ihnen niemand reinreden darf?
Sicher darf mir niemand reinreden.
Ich bezahle es ja selber (haut auf den
Tisch). Ausserdem sind Kinderlachen und Kindergespräche
kein Lärm. Da gibt es mehrere Gerichtsentscheide drüber.
Sie wirken, als
würden Sie sich aufregen.
Ich rege mich nicht auf. Ich stelle
es infrage, dass sich Leute über Richtlinien und Vorgaben, die in einem
Kollektiv gelten, hinwegsetzen. Ich passe mich schliesslich auch an. Ich bin
ein Unternehmer der vor Ort ist und bezahle meine Steuern in Stein am Rhein.
Unsere beiden Gesellschaften die sind domiziliert in Stein am Rhein. Wir werden
das Gewerbe aus der Region miteinbeziehen. Die Bevölkerung sollte Toleranz
walten lassen. Und nicht immer schauen, was die anderen machen. Das regt mich
halt auf.
Sie haben den
Eintritt erwähnt. Wieviel wird er kosten?
Der Preis bezieht sich auf die
Nutzung der Anlage. Sagen wir ein Kind von siebzig oder achtzig Zentimetern
kann gewisse Anlage nicht benutzen. Deshalb passen wir den Preis der
Körpergrösse an. Es wird Tickets mit Strichcodes geben. Eine Win-Win-Situation.
Denn, was schenken Sie heute ihrem Patenkind auf den Geburtstag? Kinder haben
ja mittlerweile schon in der Schule ein Natel und so. Was wollen Sie denen denn
schenken? Also ist das naheliegendste: Eine Ticilandkarte. Dann können die
Kinder das ganze Jahr zu uns kommen. Oder was machen Sie mit denen, wenn es
schlechtes Wetter ist? Gehen Sie ins Connyland, wenn es regnet?
Wie teuer wird eine
Jahreskarte sein?
Hundert Franken. Vielleicht 99,
vielleicht 101, aber nicht mehr. Wir profitieren vom Konsum in der Gastronomie
und so weiter. So kann eine Mutter bequem einkaufen gehen und ihr Kind bei uns
lassen. Die Mutter weiss, das Kind ist versorgt und kann es später wieder
abholen. Darum war es uns wichtig, dass wir einen realisitischen Preis haben.
Und die älteren Semester aus Stein am Rhein wissen vermutlich gar nicht mehr,
was es heisst, wenn man Kleinkinder hat. Die blenden das komplett aus und sehen
das Umfeld nur noch aus ihrer Sicht. Denen habe ich gesagt: "Wenn Sie nur
noch die grüne Landschaft sehen und Ruhe haben wollen, müssen Sie halt in die
Alpen ziehen. Dort haben Sie Ruhe."
Sie haben gewissen
Leuten nahegelegt, aus Stein am Rhein wegzuziehen?
Nein, nicht wegziehen. Das steht mir
nicht an. Aber, wenn ich zum Beispiel meine Ruhe habe will, ging ich früher
Tauchen. Ich war Sporttaucher und das war ein Ausgleich zum hektischen
Berufsleben. Andere Leute gehen in die Berge spazieren. Sollen die doch
spazieren gehen. Dann haben sie auch ihre Ruhe und keine Kinder. Aber nicht
meinen, die Kinder müssen verschwinden.
Zurück zum Thema
Finanzen. Wieviel investieren Sie?
Das Gesamtvolumen liegt bei 15
Millionen. 50 Prozent Kapital für die eine Gesellschaft, die Hablülützel
Mack-Even AG, 50 Prozent ist mit einer Hypothek von der Bank finanziert. Bei
den Anlagen bringen wir auch annähernd 50 Prozent Eigenkapital. Und den Rest
finanzieren. So sieht die Situation aus. Und wenn sich gewisse Postitionen
verteuern und gewisse wieder günstiger werden, so wie sich das bis jetzt
gezeigt hat, hoffe ich natürlich, dass sich das einpendelt. Ansonsten müssen
wir mehr Eigenkapital bringen.
In den Schaffhauser
Nachrichten sagten Sie, der Spatenstich soll im August stattfinden. Ist das
noch aktuell?
Jawohl. Morgen Freitag kauf die
Hablützel und Mack-Even AG das Grundstück. Die Gesellschaft ist die
Immobilieninhaberin, sie baut die ganze Infrastruktur. Und die
Betreibergesellschaft Dixiland AG kauft die Infrastruktur und die Anlagen innen
und aussen. Man kann sagen, sobald wir uns mit den Unternehmern einig sind,
geht es los. Spatenstich ist anfangs August.
Was fühlen Sie,
wenn Sie an die Eröffnung im September 2020 denken?
Nichts.
Sie fühlen nichts?
Ich bin Realist und habe schon viele
Prototypen gebaut. Es wird eine Herausforderung, klar. Aber die grösste
Herausforderung wird, dass wir die Anlagen und Maschinen zu einem guten Preis
zur richtigen Zeit geliefert bekommen. Das beschäftigt mich. Aber das ist noch
weit weg. Ich bin jetzt und heute.
Was fasziniert Sie
am Meisten an dem Projekt? Wieso haben Sie sich entschieden, zu investieren?
Ich habe vor sieben Jahren mein
Gewerbe aufgegeben. Ich war vierzig Jahren unterwegs und damals, als ich
ausgestiegen bin, habe ich gesagt, dass ich in diese Branche nicht mehr
investiere. Die Entwicklung hat gezeigt, dass man vom Finanziellen her nicht
mehr mithalten kann mit den Pärken. Dann habe ich fünf Jahre Beratung gemacht
mit meiner Consulting AG. Langsam habe ich mich zurückgezogen, mein zweiter
Wohnsitz ist auf Mallorca. Irgendwann habe ich mich aber gefragt: "Wars
das jetzt?". Im Hinterkopf hatte ich immer eine solche Idee. Nach meiner
fünfjährigen Pause habe ich mich entschieden, diese aufzugreifen. Ich habe
angefangen, Standorte zu suchen. So ist das entstanden.
Was fasziniert Sie
an Achterbahnen?
Ganz einfach: Ich bin auf
Achterbahnen aufgewachsen. Mein Vater hat die erste Stahlachterbahn in Europa bauen
lassen.
Fahren Sie auch ab
und zu Achterbahn?
Nein. Ich sage Ihnen: Ich bleibe im
weitesten Sinne allen Massenansammlungen fern. Wenn ich mich für etwas
interessiere, fahre ich, aber ich bin ein Durchschnittsbesucher und kein
abgebrühter Achterbahnfahrer oder Freak.
Interview: Janine Sennhauser,
Frauenfelder-Nachrichten